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Kreativ. 24 Jahre. Schreiberin. PC-Spielerin. Katzenmama.

Montag, 22. Oktober 2012

Kurzgeschichte: Ich, die Andere

"Wenn ich in der Schule bin,
dann bin ich nur
die Andere.
Aber warum?

Ich bin in Deutschland geboren
und dadurch Deutsche.
Meine Mutter ist Deutsche.
Nur mein Vater stammt aus Kenia,
hat aber jetzt die Deutsche Staatsbürgerschaft.
Doch meine Familie wird so unerwünscht behandelt wie nur Ausländer behandelt werden können. Besonders mein Vater und ich werden diskriminiert, nur wegen unserer Hautfarbe.

Da war mal der Vorfall beim Bäcker. Die Verkäuferin hat uns einfach ignoriert. Doch das hat sich mein Vater nicht gefallen gelassen und hat der Verkäuferin seine Meinung gesagt. Das half aber immer noch nicht. Dann hat mein Vater mitten unter den anderen Kunden gesagt, dass hier eine Rassistin sei. Erst danach hat sie uns bedient.

Doch was kann man wegen der Hautfarbe ändern? Wenn man so geboren wird, hat man eben diese Farbe!

Selbst ein paar Lehrer haben etwas gegen mich, obwohl ich eine gute Schülerin bin. So geben manche Lehrer mir eine Note schlechter auf dem Zeugnis, obwohl meine Klassenkameraden dieselbe Leistung bringen.

Manchmal glaube ich, dass viele Deutsche sehr rassistisch sind und sie auf keinen Fall Ausländer in „ihrem“ Land haben wollen. „Die nehmen doch bloß die Arbeit für die Deutschen weg“, so behaupten sie.
Doch warum gehen immer mehr Deutsche ins Ausland?
Wenn sie selbst in Deutschland keine Ausländer haben wollen, aber dann in ein anderes Land ziehen, erwarten sie dann, dass sie erwünschnt sind, aber glauben nicht daran, dass sie vielleicht auch unerwünscht sind und so behandelt werden wie es gerade mit meiner Familie passier.
Und man kann nicht sagen, dass wir den Deutschen die Arbeitsplätze wegnehmen:
Erstens sind wir keine Ausländer, sondern Deutsche!
Zweitens könnte man es ja auch so sehen, dass die deutschen Auswanderer der Bevölkerung der jeweiligen Länder auch die Arbeit wegnehmen.
Drittens hat sich mein Vater alles selbst erkämpft, von keinem Hilfe bekommen und von keinem unterstütz. Er hat sich alles hart erarbeitet in seinem Leben.

Ich finde, man darf nicht mehr so rassistisch denken wie früher, als Dunkelhäutige noch Sklaven waren und niedrige Arbeiten machen mussten. Heute ist eine ganz andere Zeit und jeder Mensch ist gleich. Egal ob Mann oder Frau, arm oder reich, dunkle oder helle Haut. Es ist auch egal welche Religion man hat. Jeder einzelne sollte alle Manschen gleich behandeln.
Dass so etwas klappen kann, sieht man doch bei den Kindergartenkindern. Sie spielen mit jedem Kind, egal ob es eine andere Hautfarbe hat wie es aussieht oder ob es ärmer ist als es selbst. Sie sehen nur das Kind und nicht das Äußere.
Dies kann uns ein Vorbild sein, dass man sich nicht eine vorschnelle Meinung von einem Menschen bildet, den man zwar einmal gesehen hat aber nicht persönlich kennt.“


Nach diesen Worten legt Shaila ihren Stift weg. Sie sortiert ihre Notizen und liest sie noch einmal durch. „Ich glaube, mir ist diese Rede gut gelungen und jeder könnte sich damit identifizieren“, denkt sie. „Hoffentlich werde ich beim Gottesdienst nicht so sehr aufgeregt sein und mich verständlich ausdrücken. Ich werde es schon schaffen.“
Mit diesem Gedanken schläft sie ein.


Am nächsten Morgen macht sich Shaila noch etwas mehr Sorgen. Ihre Familie findet es gut, dass sich Shaila freiwillig gemeldet hat, um etwas zu dem Thema „Anders sein“ zu sagen. Sie unterstützen sie sehr. Besonders ihr Vater ist sehr stolz auf seine Tochter.

In der Schule wird sie schon von ihren Freundinnen umringt, die wissen wollen, was sie gleich sagen wird. Doch Shaila antwortet: „Das werdet ihr schon hören. Es fängt doch gleich an.“
„Shaila, mach es doch nicht so spannend!“
„Ich frage gerade noch Herrn Winter, was er davon hält,“ erwidert Shaila und geht schnell weg.


Erst kurz bevor der Gottesdienst beginnt, ist Herr Winter fertig. Er findet ihre Rede gut und freut sich schon auf gleich. „Zum Glück ist meine Rede näher am Anfang. So muss ich nicht noch auf heißen Kohlen sitzen. Ich werde es schon schaffen.“
Genau in diesem Augenblick ist sie an de Reihe, geht nach vorne und fängt an.
„Wenn ich in der Schule bin
dann bin ich nur
die Andere. …



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Dies ist meine ersten Kurzgeschichten gewesen. Ich habe damit bei einem Wettbewert mitgemacht, aber das ist schon ein paare Jahre her.

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